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BZ 24.10.05

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  Badische Zeitung vom Montag, 24. Oktober 2005 

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Musical-Act scheitert vor der Premiere
 
Bugginger Projekt platzt aus lizenzrechtlichen Gründen – gelangt aber auf Umwegen zum Erfolg
 
  
BUGGINGEN (mfa). „Berge mal versetzten“ lautet der Titel eines Liedes und das hatten sich die 15-jährige Isabella Waizinger und der Kinder- und Jugendchor Buggingen wohl auch gedacht, als sie das von Isabella zu einem Musical umgearbeitete Theaterstück „Shelter“ der Organisation „Terres des Hommes“ in monatelanger Arbeit einstudierten und nun am Samstag zu Gunsten der Hilfsorganisation in der Bugginger Festhalle aufführen wollten. Lizenzrechtliche Gründe untersagten dann aber in letzter Minute die Aufführung als Musical.
„Wir hatten sie schon so gut wie alle unter dem Hut“, berichtet Walter Waizinger, Vater der Drehbuchautorin, Produzentin und Regisseurin, und meinte damit die Aufführungsgenehmigung für die Popsongs, die eigens für das Musical bearbeitet worden waren. An einem Song hätten mitunter bis über zehn Personen Rechte, erklärt er weiter, die er alle habe einzeln um die Aufführungsgenehmigung ersuchen müssen – und einer habe sie eben verweigert.

Und so musste Walter Waizinger am Samstagabend vor das Publikum in der nahezu voll besetzten Festhalle treten, um ihm mitzuteilen, dass die Aufführung als Musical untersagt wurde. Auch bei Isabella saß am vergangenen Dienstag, als die Nachricht kam, der Schock tief. Sie habe dann noch versucht, selbst Melodien zu schreiben, aber schnell einsehen müssen, dass sie in drei Tagen nicht zehn Lieder komponieren kann. Mit ihrem Vater zusammen habe sie dann beschlossen, „Shelter“ als Theaterstück aufzuführen und die Kinder anzuhalten, ihre Liedtexte zu sprechen und erst in einem zweiten Teil die Originallieder zu präsentieren, was außer Gema-Gebühren keine Scherereien verursacht.

Und so blieb – als sich der Vorhang teilte – Isabellas Platz am Keyboard zunächst verwaist. Von technischen Schwierigkeiten – drei Funkmikrofone fielen während der Aufführung aus – leicht irritiert und mitunter auf den Souffleur angewiesen, meisterten die jungen Akteure ihre Rollen doch ganz fabelhaft. Nachdem der gesamte Kinderchor das kleine Abschlusskonzert mit dem deutschen Lied „Berge mal versetzen“ von Volker Rosin eröffnet hatte, setzten die älteren Sängerinnen das Konzert alleine fort. Gerade mal eine Probe hatten die Mädchen des Kinder- und Jugendchors, um sich mit den englischen Texten der Lieder vertraut zu machen. Da viele der Mädchen erst gerade mit dem Englischlernen an der Schule angefangen haben, waren sie Isabellas Idee, nach dem Theaterstück noch ein kleines Konzert mit den originalen Popsongs zu geben, nicht besonders aufgeschlossen und die Unsicherheit entsprechend groß.

Zwar war die Unsicherheit auch beim Konzert noch spürbar, dennoch machten die jungen Sängerinnen ihre Sache so gut, brachten die beiden Titel „She’s the one“ und „Eternity“ von Robbie Williams ebenso gut rüber wie Barry Manilows „Oh, Mandy“ und John Michael Montgomerys „I sware“, dass es schon nach dem ersten Lied vereinzelt Zugabe-Rufe. Nach Bianca Waizingers Solo in Mariah Careys „Hero“ stimmte der ganze Saal in diesen Ruf mit ein und der Chor gab dem Drängen des Publikums gerne nach.

Von den Querelen um die Aufführungsrechte und den kleinen technischen Pannen während der Aufführungen will sich Isabella Waizinger indes nicht entmutigen lassen. Durch die gute Resonanz und die vielen Komplimente nach der Aufführung am Samstag fühlt sie sich vielmehr bestärkt und verkündet selbstbewusst: „Beim nächsten Mal schreibe ich es eben gleich ganz!“

Von den insgesamt 24 jungen Akteuren – in den Hauptrollen waren Samara Binz, Sina Bolanz, Anne-Sophie Geißler, Kathrin Maier, Anika Moser, Jelena Raber, Sandra Schultis, Ramona Seidel und Bianca Waizinger zu sehen – wurde die Geschichte von den fünf Freunden Rashna, Sheila, Jyiotto, Santosh und Gopal auf eindrucksvolle Weise erzählt und dargestellt. So erfuhr das Publikum, von dem Schicksal der fünf Freunde, das für die Lebensgeschichte vieler indischer Kinder steht. Es erlebte, dass die Kinder ihren Eltern weggenommen oder von ihnen verkauft wurden und in einer Teppichfabrik ausgebeutet werden. Dort müssen sie nun von früh bis spät Teppiche knüpfen, ohne ausreichend zu essen, geschweige denn einen Lohn zu bekommen. Doch ihnen gelingt die Flucht...
 

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